Ben Sauer macht ein Freiwilliges Ökologisches Jahr am Institut für Biologie an der Universität Siegen
Bauernhof, Gärtnerei, Tierpark, Käserei? Ben Sauer wollte nach dem Abitur ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) machen, aber gern irgendwo, wo man auch einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit bekommt. Da fiel ihm bei den Infos des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, die entsprechende Stellen vermitteln, das Angebot der Universität Siegen auf. Zum ersten Mal bot das Institut für Biologie ein FÖJ an. Bewerbungen wurden gesichtet und – coronabedingt – Gespräche per Video-Konferenz geführt. „Und dann haben wir uns für Ben Sauer entschieden“, sagt Biologie-Professorin Dr. Klaudia Witte, die gemeinsam mit ihrem Doktoranden Mark Hase und Mitarbeiter Dr. Urs Gießelmann den 18-jährigen Dortmunder während seines Freiwilligen Ökologischen Jahres begleitet. Eine gute Entscheidung, wie sich schon nach den ersten Wochen herausstellt. Die WissenschaftlerInnen und der FÖJler – das passt. Der Umgangston ist locker. Der Abiturient ist mehr als ein Praktikant und muss auch ordentlich mit anpacken. Er soll typische Freilandarbeiten kennenlernen, bei Laborarbeiten, Datenerfassungen, Datenauswertungen helfen und an Forschungsprojekten teilnehmen.
Seit dem 1. August ist Ben an der Uni im Einsatz. Er wohnt in einem WG-Zimmer und hat sich so langsam an das bergige Siegerland gewöhnt. Dortmund ist nicht weit weg. „Aber ich kannte Siegen vorher gar nicht und wusste nicht, dass es hier so hügelig ist“, schmunzelt der FÖJler.
Er ist neugierig auf alles, was er an der Uni kennenlernen darf. „Er soll überall mal reinschnuppern“, sagt Gießelmann. „Ben ist ein ganzes Jahr bei uns und kann so richtig in die Arbeit eingebunden werden.“
Ben wird vor allem Mark Hase in seinem Forschungsprojekt zu Mauerseglern helfen. Leider waren vor einiger Zeit bei einem Einbruch in die Talbrücke Ronnewinkel (Kreis Olpe), wo eine Mauersegler-Kolonie brütet, die die Siegener WissenschaftlerInnen seit Jahren beobachten und untersuchen, zahlreiche Vögel getötet und Teile der technischen Ausrüstung gestohlen worden. „Aber die Brutplätze in den anderen Kammern der Brücke sind zum Glück verschont geblieben“, erklärt Hase. Das Forschungsprojekt kann also weitergeführt werden, und Ben Sauer hat mit den Vögeln auch schon Bekanntschaft gemacht. Sehr anmutig und zierlich seien die Mauersegler und hätten sich in der Hand sehr flauschig angefühlt, findet der FÖJler. Doktorand Mark Hase lacht. Er hat beim Vermessen der Tiere schon ganz andere Erfahrungen gemacht. Aber er freut sich über Bens Interesse. „Es ist schön, wenn sich junge Leute für Biologie und vor allem für die Ornithologie begeistern.“ Hase hatte die Idee, ein Freiwilliges Jahr anzubieten und konnte Klaudia Witte schnell überzeugen. „Es war Neuland für die Uni, aber wir haben große Unterstützung von der Verwaltung bekommen und konnten so die Stelle einrichten“, erklärt die Biologie-Professorin.
Für Klaus Langenstein, Abteilungsleiter für Personalentwicklung, ist das FÖJ eine weitere Tür, die die Uni Siegen für alle, die sich in der Phase der beruflichen Orientierung befinden, öffnet. „Wenn jemand auf diesem Weg die Uni, die Wissenschaft, ein Studienfach kennenlernt, dann ist das schön und im besten Sinn nachhaltig.“ Weitere Stellen dieser Art seien möglich. „Auch das ist eine Art als Uni präsent zu sein“, sagt Langenstein.
Ben ist mit anderen FÖJlern vernetzt und wird sicherlich viel über seine Zeit in Siegen berichten. „Wir organisieren Seminare und hoffen, dass es trotz Corona klappt, uns regelmäßig zu treffen und uns auszutauschen.“ Wie es für ihn nach dem Jahr in Siegen weitergeht, weiß er noch nicht. „Ich habe mich ja extra für das Freiwillige Ökologische Jahr entschieden, um überlegen zu können, was ich genau machen will.“ Vielleicht ein Studium? Vielleicht Biologie? Ben Sauer hat die besten Voraussetzungen, sich im Laufe des Jahres darüber klar zu werden.